Montag, 8. November 2010

BLP in Rausdorf


Zum ersten Mal in diesem Herbst mußte ich gestern Morgen eine dünne Eisschicht von meiner Autoscheibe kratzen, als es um kurz nach sieben in Richtung Rausdorf (bei Grossensee) zur BLP (jagdliche Bringleistungsprüfung für Retriever) ging. Schon die Abwesenheit von Regen bedeutete nach der letzten nassen Woche gutes Wetter, da nahmen wir die Temperaturen um den Gefrierpunkt gerne in Kauf. Unsere eigentlich wichtigste Prüfung in diesem Jahr stand uns am gestrigen Sonntag bevor.
Nach und nach trafen die drei Richter, alle fünf zu prüfenden Hunde (mit menschlichem Anhang), die Sonderleitung sowie mehrere Zuschauer ein und nach einer kurzen Begrüßung ging es mit Revierpächter und -führer Thomas Arndt über eine holprige Straße in den Wald, wo die ersten beiden Fächer geprüft wurden.
Haarwildschleppe mit Kaninchen, 300 Meter. Cookie nimmt die Schleppspur anscheinend richtig auf, zumindest verrät mir das Gesicht der beiden hinter mir stehenden Richter nichts Gegenteiliges. Irgendwann muß man dann ganz tapfer sein, weil man seinen Hund nicht mehr sieht und nur noch darauf vertrauen kann, dass außer Sicht auch alles gut verläuft. Im Laufe der Jahre habe ich allerdings eine innere Uhr entwickelt, angepasst an das Tempo des jeweiligen Hundes. Und nach meiner inneren Uhr müßte Cookie schon wieder auf dem Rückweg sein. Aber ein schwarzer Hund im Wald ist leider nicht immer sofort zu sehen. Plötzlich raunt einer der Richter hinter mir: "da ist sie". Große Erleichterung (bei mir und den Zuschauern in meinem Rücken). Sie gibt das Kaninchen auch schön im Sitzen aus, was in diesem Fach in Arbeit und Bringen für uns jeweils ein "sehr gut" mit 10 Punkten bedeutet. Die Haarwildschleppe haben alle Hunde mit 10 Punkten bestanden, lediglich beim Bringen gab es fürs "Nicht-vorsitzen" bei einigen Hunden Abzüge.
Nächstes Waldfach, "Freie Verlorensuche mit 2 Stück Haarwild", das auch von allen Hunden zur vollkommenen Zufriedenheit ihrer Hundeführer gearbeitet wurde. Und da wir schon mal im Wald waren, wurde hier ein Teil der Gehorsamsfächer (der sog. "Stangenwald) geprüft. Bei diesem Fach wird die Leinenführigkeit des Hundes zwischen eng stehenden Bäumen getestet.
Leider hatten zwei Tage vor der Prüfung sich fast sämtliche Bauern der Umgebung überlegt, ihre Felder nochmal zu güllen. Doch dank des unermüdlichen Einsatzes des Revierpächters, der täglich die BLP-Flächen kontrollierte, fanden sich drei ungegüllte Felder, wo die Schußfestigkeit an Land sowie die 200-Meter-Feldschleppen gearbeitet wurden. Auch hier gab es für keinen Hund ein Problem und alle bekamen ihre 10 Punkte für diese Arbeit.
Sonderleiterin Susanne Plundke hatte inzwischen Schnittchen zubereitet und bei strahlendem Sonnenschein legten wir erst einmal eine Pause ein, bevor es weiter zum Teich ging. Aber vor der Wasserarbeit lag noch ein steiniger Weg: das Einweisen auf zwei Stücke Federwild auf einer ungemähten Wiese. Die beiden Enten liegen hierbei auf ca. 50 Meter Entfernung, eine links und eine rechts. Die größte Herausforderung für den Hundeführer ist es, sich die genaue Fallstelle zu merken und den Hund (der sie natürlich nicht kennt) dorthin zu dirigieren. Cookie nahm zwar nicht so ganz 100%ig meine vorgegebene Richtung an, ließ sich aber immer schön abstoppen und in die, von mir angezeigte, Richtung schicken. Wieder ein "sehr gut" für die Arbeit und das Bringen.
An dieser Stelle muß ich aber mal etwas zum Vorsitzen bei deutschen BLP's loswerden. Hier kann man die volle Punktzahl (10 Pkt.) nur bekommen, wenn der Hund mit dem Kaninchen oder der Ente im Fang vor seinem Hundeführer zur Ausgabe vorsitzt. Gibt der Hund im Stehen aus, gibt es deutliche Punktabzüge. Die englischen Richter beim Workingtestfinale am vorletzten Wochenende fanden dieses Vorsitzen etwas befremdlich. Sie wollten das Dummy lieber schnell in der Hand des HF sehen , was bei einem englischen Field Trial auch völlig normal ist. Andere Länder, andere Sitten.
Vom Einweisen ging es in Richtung Teich und auf dem davor liegenden Weg wurden die restlichen Gehorsamsfächer, wie "Folgen frei bei Fuß" und "Ablegen" geprüft, sowie das Treiben. Durch die vielen Zuschauer kam auch ein richtig lautes Treiben vor uns im Wäldchen zustande und hinter uns stand ein Richter, der zwischendurch immer mal einen Schuß in die Luft abgab. Bei diesem Fach kann man die 10 Punkte nur erreichen, wenn der Hund unangeleint bleibt. Sollte er dann allerdings einspringen, ist man durch die gesamte Prüfung gefallen. Da meine Hunde als allererstes steadyness lernen (noch bevor sie richtig apportieren können), ist dieses Fach für mich auch noch nie ein Problem gewesen. Auch wenn Cookie gestern einen ziemlich langen Hals bekam und aufmerksam jede Bewegung vor uns beobachtete..........
Vor dem letzten, und für die meisten Hunde schwierigsten Fach, dem Einweisen über eine offene Wasserfläche und anschließendem "Stöbern in deckungsreichem Gewässer" wurde die Schußfestigkeit im Wasser geprüft. Für alle kein Problem, nur am anschließenden schicken übers Wasser kamen einige Hundeführer ins Schwitzen. Hinter mir hörte ich die Prüfungsleiterin sagen: "Das sieht ja auch sehr kalt aus, das Wasser..." Cookie, die Wasserratte, hat das aber ganz souverän gearbeitet und so wurden wir mit 310 Punkten



Suchensieger der Prüfung. (Foto: Stefanie Hinze)
Alle haben diese BLP bestanden, das gibt es nicht so oft. Unserem freundlichen Richterteam Petra Lau, Carsten Schröder (beide DRC) und
Harald Eggers (JGHV), dem umsichtigen Revierführer Thomas Arndt und Sonderleiterin Susanne Plundke gilt deshalb ein herzlicher Dank für diesen schönen Tag, der zwar nicht immer für uns Teilnehmer ganz entspannt war, aber für alle gut ausging.
Bestanden haben außer uns noch Britta Blum mit Havanna Cuba von den Rheurdter Kuhlen (Labrador Retriever), Beate Knees mit Stoneyard's dark velvet First Choice (Flat Coated Retriever), André Guiard mit Alwina ut'n Hamwarder Holt (LR) und Horst Broockmann mit Follow the wind Annie (LR) (die Aufzählung gibt aber nicht die Reihenfolge der Ergebnisse wieder)

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