Montag, 8. Oktober 2012

Dr. Heraeus-Gedächtnisprüfung, die Zweite

Rückblick: Wir schreiben den 18. Oktober 2008, als Summer und ich zu einer jagdlichen Elite-Prüfung an den Rand des schönen Spreewaldes in Brandenburg fahren. Am 19. Oktober findet dort der zweite Tag der "Dr. Heraeus-Gedächtnisprüfung statt", die im Gedenken des Ehrenpräsidenten des DRC, Dr. H.W. Heraeus abgehalten wird. Es ist seit langer Zeit wieder die erste Prüfung dieser Art und der Andrang ist entsprechend groß, einen Platz zu bekommen.
Es ist eine "retrieverspezifische Prüfung nach dem Schuß. Sie zeigt die hervorragenden Eigenschaften (...), indem sie hohe Anforderungen an die Nasenleistung, Lenksamkeit, Merkfähigkeit und Apportierfreude der Hunde stellt." (aus der PO zitiert).
Summer und ich gewinnen ganz überraschend an diesem zweiten Tag mit einem Ergebnis, dass selbst mich beeindruckt: sie bekommt in allen Fächern hervorragend.
Ihre Tochter Cookie ist zu diesem Zeitpunkt sieben Monate alt und hat mit Enten, Kaninchen und Dummys noch nicht viel Erfahrung.

7. Oktober 2012: Vier Jahre später stehe ich wieder in diesem wunderschönen Revier mit seinen ausgedehnten Kiefernwäldern, seinen Flüsschen und weitläufigen wilden Wiesen. Zwei der Richter haben mich auch schon vor vier Jahren geprüft, aber dieses Mal ist der Obmann der Verbandsrichter des DRC als Prüfungsleiter eingeladen.
In diesem Jahr ist Cookie dabei und ich wünsche mir, dass sie ihrer Mutter "alle Ehre" macht. Nach einem etwas schwierigen Start über die Dahme, die in diesem Jahr deutlich mehr Wasser führt als 2008, und ein Schwan direkt an Cookie's Ein- und Ausstiegsstelle sein Revier bewacht, kann sie dann doch noch zeigen, dass sie in der Lage ist, nach dem Einweisen übers Wasser sich den Anschuß auf der anderen Seite selber zu suchen und die Schleppspur aufzunehmen. Danach setzen wir die Autos um und fahren alle auf die gegenüberliegende Seite der Dahme, um das Fach "Verlorensuche im deckungsreichen Gewässer" abzulegen. Wenn der Hund aus dem Schilf zurück kommt, fällt eine weitere Ente unter Abgabe eines Schrotschusses, ins Wasser, deren Fallstelle er sich merken soll, um diese gleich nach dem Abgeben des ersten Stückes zu arbeiten. Die Strömung ist glücklicherweise heute nur ganz schwach.
Leider scheidet hier der erste Hund aus, der nicht über Wasser ins Schilf schwimmen mag. Hier ist die Dahme auch deutlich breiter und der Hund muß eine weite Strecke übers freie Wasser in die Deckung schwimmen. Cookie kann sich erst nicht entscheiden, ob das jetzt wieder "Einweisen auf eine Schleppspur" ist, handelt dann aber glücklicherweise richtig und fängt an, den ganzen Schilfgürtel abzusuchen - mit Erfolg. Die Markierung ist dann nur noch ein "Kinderspiel".
Wieder umsetzen an die erste Stelle und ab geht es in den Kiefernwald zur 500 Meter Schleppe mit drei Haken. Für diese Arbeit bekommt sie später ein "hervorragend" als Prädikat und wer weiß, was mich mit diesem Fach verbindet, konnte mein Aufatmen bis Hamburg hören. Sie hatte sich mal auf einer langen Schleppe auf dem Rückweg im Wald verlaufen.


Morgens um 8, kurz vor Beginn der Prüfung

Das anschließende Fach "Einweisen auf zwei Stück Federwild" ist angesichts des hohen Grases nicht so einfach und die Hunde neigen hier schon mal dazu, nicht jedes Kommando sofort anzunehmen. Da ich das schon häufiger auf solchen Flächen nicht nur mit meinem Hund erlebt habe, denke ich, dass sie die Pfiffe zu spät oder garnicht wahrnehmen wenn ihnen die Halme um die Ohren schlagen.
Und bei der Doppelmarkierung, die 2012 deutlich schwieriger war als 2008 hat die kleine Cookie mal wieder Tomaten auf den Augen. Die Ausgangslage war nicht einfach - wir stehen im Wald auf einem Hügel, vor uns abschüssig so etwas wie eine Kiefernschonung und dahinter eine große Wiese, an deren Ende Schütze und Werfer in ca. 100 Metern Entfernung stehen. Ich kann durch die herabhängenden Zweige über uns jedenfalls nur einen Ausschnitt sehen. Die zweite Markierung fällt in ca. 50-60 Metern im 60 Grad - Winkel, ebenfalls auf die Wiese. Beide Markierungen hat Cookie leider nicht ganz optimal gearbeitet und deshalb gab es nur ein "gut" für dieses Fach. Mir ist dieses Phänomen des schlechten Markierens bei Cookie aber durchaus bekannt, das zeigt sie häufig 4- 9 Wochen nach der Läufigkeit. Irgendwie stehen ihr da die Hormone im Weg, ich weiß es auch nicht. Leider schied hier ein weiterer Hund, der zudem Cookie's Halbbruder ist, aus.
Als letztes Fach stand nun das anspruchsvolle "Standtreiben mit Verlorensuche" an. Die Treiber ziehen vor uns durch den Wald, überall wird geschossen und gelärmt. Währenddessen sollen die Hunde still und unangeleint neben uns sitzen und dem Ganzen zuschauen. Nach beendetem Treiben gehen immer zwei Hunde nach Aufforderung durch den Richter in die Suche. Drei Stücke sind aus einer Fläche von mindestens 100 x 80 Metern von jedem Hund zu holen. Die arbeitenden Hunde dürfen sich dabei allerdings nicht bedrängen oder die Stücke abnehmen.
Leider fiel hier der dritte Hund raus, der bei seinem letzten Stück die Ente gegen ein Kaninchen ausgetauscht hatte (oder war es andersrum). Bis dahin hatte der Rüde sehr gut gearbeitet, deshalb war das sehr schade.
Da waren es nur noch zwei. Der Suchensieg ging dann an die Goldenhündin aus dem Zwinger "Dreamlike Easy", die wirklich den ganzen Tag über ein konstant hohes Niveau gezeigt hat. Sie hat die Prüfung mit dem Gesamtprädikat "hervorragend" bestanden.
Cookie und ich freuen uns sehr über den zweiten Platz und dem Gesamtprädikat "sehr gut", obwohl das Cookie wahrscheinlich ziemlich egal ist. Sie hatte einen aufregenden Tag, war bis zum Schluß so energiegeladen, dass sie die Suche sehr weiträumig ausgedehnt hat, aber immer im konstant hohen Tempo. Außerdem mußte sie das letzte noch verbliebene Stück auf dieser großen Fläche finden. Eine Aufgabe ganz nach ihrem Geschmack.
Die beiden Heraeus-Prüfungen stellen in meinem Retriever-Prüfungsleben ein echtes Highlight dar, an das ich mich immer zu erinnern hoffe. Denn leider habe ich meine Kamera zuhause vergessen und auch sonst hat dieses Mal während der Prüfung niemand Fotos gemacht. Alle waren mit dem Führen ihrer Hunde, mit dem Richten oder als Helfer beschäftigt. Den Richtern und Helfern gilt natürlich auch in diesem Jahr mein ganz herzlichster Dank und ich wünsche, ihr könnt auch in Zukunft diese anpruchsvolle Prüfung durchführen.









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